Freitag, 24. Mai 2013

Hallo Bollywood!!


02.05.2013 - Mumbai

Mein Bollywoodfieber hat schon in jungen kleinen Jahren angefangen. Zu einer Zeit, in der ich Nichts von der weiten Welt, geschweige denn von Indien wusste. Ich ganz klein, die Welt so groß. Ich muss vor Allem meiner lieben Patentante, die mich zum größten Fan von Shahrukh Khan gemacht hat, dafür von Herzen danken.

Endlich war ich auf meinem Weg nach Mumbai. Von der Wüste nach Bollywood. Kontraste in Indien. Überall findet man sie.
 Mit, vor Freude, zitterndem Körpern saß ich im Flugzeug und malte mir meine zufällige Begegnung auf der Straße mit Shahrukh Khan aus. Ich spürte bereits die Ohnmacht, wie eine flinke Maus, durch meinen kleinen Zeh bis hinauf in meine Haarspitzen krabbeln. Ein Traum würde in Erfüllung gehen. Ein Traum würde vor Glück tanzen. Mein Traum. Jede Wolke, die wir durchflogen, nahm die Gestalt von einem tanzenden Shahrukh Khan an. Die Wolken sangen leise eine zarte indische Melodie und die Motoren meines großen Vogels kreisten die Hüften im Takt. Wir landeten und das Kreisen verwandelte sich in ein unsanftes Küssen von Reifen und heißer Bollywooderde.

Ich war da und wurde sofort von einer harten Hitze umgeworfen. Als würde ich gegen eine unsichtbare brennende Wand rennen. Tropfen kullerten über meine Stirn, als würde es regnen und durchnässten meine Klamotten. Sie verdunsteten so schnell, wie sie erschienen.

Ich zog den Geruch von Scheiße und lauter Menschenmenge durch meine Nase und ein Wind von Kopfschmerzen begrüßte mich lachend. Ich war absolut nicht bereit für einen erneuten Kampf mit den nervenraubenen Rikschafahrern und Taxifahrern.
Als würde sich eine Horde wilder verhungerte Wildvögel auf ein einziges Stückchen Fleisch stürzen. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Mit angestrengter Miene gucke ich meine Reisefreundin mit einem, voller Leid erfüllten, Blick an und Silvie liest sofort meine Gedanken.

" ACHTUNG WILDE TIERE IM ANMARSCH... weg von hier und das so schnell wie es geht. "

Es stürzen, ohne zu flunkern, mindestens 20 Inder auf uns zu. Rücken uns auf die Pelle, sodass wir ihren männlichen Schweiß-Curry-Geruch auf unserer Zunge schmecken können und wir Spucke im Gesicht kleben haben. Sie schreien uns ins Ohr.

 ' Taxi Madame. Taxiii. Rikscha Madame. Rikschaaaa. Good Price. Only for you. Only today und ganz nebenbei hört man ein ' looking very good ' aus einem kleinen Mund mit Schnurrbart.
Es kostet einen wirklich Kraft, sich einen Weg durch das Geschrei in Person zu suchen. Irgendwann hört auch leider bei mir die Freundlichkeit auf. Ich lerne viele positive Dinge hier in Indien, doch leider auch wie man sich seine Ruhe verschafft und das geht leider hier in Indien nur mit einer Unfreundlichkeit. Ich versuche es mit einer freundlichen Unfreundlichkeit.
 So schwer es mir auch fällt, es geht ums Überleben in Indien.

Wir haben wieder einmal überlebt und es geht mit einem Taxi Richtung Luft der Stars, Richtung Zentrum. Ich liebe es mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch fremde Teile der Welt, durch fremde Städte, zu fahren. Meine Nase verschmilzt für wunderbare Sekunden mit der dreckigen Fensterscheibe und die halbtoten Fliegen , die daran kleben,interessieren mich kein bisschen.

Hier wohnen die Stars! Hier und nirgend wo anders. Wolkenkratzer schießen schreiend zum Himmel empor und mein Blick schafft es nicht aus dem Taxi heraus  die Spitzen zu erblicken. Ich war schon in einigen großen Städten Indiens aber Mumbai ist einfach nur ähm WOW? Beinduckend? Groß? Amerikanisch? Bollywoodisch? Ich habe kein Wort. Mumbai glänzt. Mumbai strahlt, als wären die Straßen ein Laufsteg und all die Menschen große und kleine Kameras. Kleine Menschen im großen Blitzlicht. Mumbai ist ein Stern. Der Blick aus dem Fenster auf die Bleistifte an der Mauer entlang, die das glänzende Land vor dem Meer schützt, ist atemberaubend. Beeindruckend. Doch dort wo Glanz und Licht herrscht, versteckt sich auch der ängstliche Schatten hinter einem glänzendem Stein, der nicht glänzt. Wellblechbehausungen der Slums, umhüllt mit einem Schleier der Armut. Der Schatten Indiens.

Nach einer guten Stunde Bilderbuch-Glanz-GROSSstadt-Kopfkino-Fahrt durch Mumbai erreichten wir, mit heißen Backen, unser Stadtviertel Colaba am Hafen. Ein erneutes Nein-Sagen fing an. Warum kann man nicht verstehen, dass man sich sein Hotel selber aussuchen möchte? Inder stürzen erneut auf einen, wie deutsche Männer auf frisches Fleisch vom Grill. Manche, die ein NEIN einfach nicht verstehen wollen, lassen nicht locker und verfolgen einen unauffällig, mit der Erwartung, dass wir uns doch für ihr Hotel entscheiden.
Wir haben uns unser Hotel zwar zum größten Teil, alleine ausgesucht, aber wir hätten auch gleich in einem Gefängnis nach einer Schlafunterkunft fragen können und unsere Schlafsituation hätte sich nicht verändert. Dunkel. Tausend enge Gänge. Tausend Türen mit lebendigen Schlössern. Gruselig. Unser Zimmer war dort, wo die Wand an die Decke grenzen sollte, offen und es glühte ununterbrochen ein rotes Licht in unserem Zimmer. Das Licht verlieh dem Zimmer einen leisen Hauch eines Liebeszimmers, aber wenigstens ging der Ventilator. Für diesen Dreck an Zimmer haben wir ein kleines Vermögen ausgegeben. Frechheit. Mumbai ist sehr teuer und die Chance ein billiges Zimmer zu finden ( 300-400 Rupien / 4-5 Euro ) ist so hoch wie keine Kuh in Indien zu finden.
Wir hatten wenig Zeit für eine große Stadt.
 Liebe Frauen: Mumbai ist das zweit größte Shoppingparadis nach der Wüste. Ich wurde verrückt zwischen all den wunderschönen Klamotten und Schmuck und dann noch diese Hitze. Hach...

Trotz Großstadt, ist Mumbai eine schöne Stadt. Man begegnet sehr modernen Indern und Pärchen halten ohne sich zu verstecken, Händchen auf der Straße. Unser Hauptausflug sollte in ein Bollywoodcinema gehen, denn wir wollten unbedingt einen Film sehen, der gerade erschienen ist. Meine Reisefreundin Silvie ist Gott sei Dank genau so ein großer Bollywoodfan, wie ich es bin. Große Enttäuschung - NUR AUF HINDI.....dann halt Frustshoppen.

Warum zur Hölle geht die Zeit in Indien so schnell vorbei? Bin ich hier in Indien besonders langsam? Schwupps war die Zeit in Mumbai vorbei und somit unsere Zeit im Norden.
Wir werden morgen unsere Sachen ein weiters Mal packen. Unser Gefängnis in Bollywood verlassen. Unsere, von Eindrücken schweren, Körper aufrichten und in unseren Süden zurück fahren.

Goa, das andere Inden, ruft. Goa, das Partyparadis von Indien ( dem anderen Indien ) ruft. Strand ruft. Vor Allem Entspannung ruft. Ich freue mich, denn ich brauche nun Zeit den Norden zu verarbeiten und zu verstehen.
...und vor Allem muss ich verkraften, keinen Shahrukh Khan getroffen zu haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen