Dienstag, 5. Februar 2013

Das Lachen meiner Kinder


Ich möchte euch ein wenig von meinem Projekt erzählen, wie so ein normaler Arbeitstag von mir aussieht und was meine Aufgaben in meinem Projekt sind.

Ich arbeite in einer Schule für Kinder mit Behinderungen. Jeden Tag sind Kinder um mich herum, die aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammen und von ihren Eltern,auf Grund ihrer Behinderung, verstoßen werden. Wir haben einen Kindergarten, eine Vorschule und jeweils eine Klasse von 1 bis 7.  Insgesamt gehen 250 Kindern in meine Schule, recht übersichtlich und somit eine tolle Möglichkeit, jedes Kind kennen zu lernen.
Wir haben die verschiedesten Arten von Behinderungen,körperlich wie auch geistig.  Jedoch begleiten auch einige gesunde Kinder ihre Geschwister, die eine Behinderung haben, zur Schule. Warum? Die meisten Eltern schämen sich für ihr behindertes Kind, halten es von der Öffentlichkeit fern und haben Angst ,dass ihr gesundes Kind an einer öffentlichen Schule von der ' Familienschande ' erzählen würde. Somit wird in vielen Familien nicht nur das Kind mit einer Behinderung versteckt, sondern auch ein gesundes Kind.
Ich bin Lehrkraft und unterrichte in der zweiten Klasse. Dort unterstütze ich die Klassenlehrerin und helfe wo ich kann...jedoch zu meinen genauen Aufgaben in der Klasse später.

 Neben meiner Arbeit in der zweiten Klasse, bin ich zusätzlich noch Sportlehrerin. Jede Klasse hat an einem bestimmten Tag in der Woche eine Stunde ' Games ' und ich habe die Aufgabe mit den Kindern auf dem Sportplatz spielerisch Sport zu machen.

Mit meinen zwei verschieden Arbeitsbereichen habe ich die Möglichkeit eine Klasse zu haben, deren Kinder ich sehr gut kennen lernen kann und eng zusammenarbeite kann und gleichzeitig bin ich auch mit all den anderen Kinder der Schule in Kontakt. So kenne ich jeden und jeder kennt mich.

Der Schultag beginnt um 9:00 und endet um 15:30 für alle Kinder. Jeden Morgen sammelt der Schulbus Anna und mich an unsere Straße, in der wir wohnen, ein und bringt uns mit den Kindern zur Schule. Sobald man im Bus sitzt, ist man umringt von ' Aka Aka , SophiaMiss SophiaMiss, Coconut Coconut ' - Schreien, nassen Küssen und Gelache. Müdigkeit wird sofort vertrieben und es ist jedesmal ein unglaublich schöner Anblick, all die Kinder so glücklich zu sehen. Die Kinder lassen einem gar keine andere Wahl,ebenfalls mit einem Lächeln in den Tag zu starten.

Wenn der Schulbus das APD ( Association of People with Disability ) Gelände befährt, erreichen die ersten warmen Sonnenstrahlen den indischen Boden und die Gesichter der Kinder fangen noch mehr an zu strahlen. Von allen Seiten kommen Kinder angerannt, schlingen die Hände um mich und schreien  laut und geschwungen ' Gooood Moooorning Miss '. Es ist ein Kampf, sich durch die Kindermenge einen Weg zu verschaffen und einige Kinder wissen genau wie sie mit ihrem Rollstuhl umgehen müssen um es uns noch schwerer zu machen. So flitzen sie lachend um uns herum und lachen schallend, weil ihr Plan, uns den Weg in das Schulgebäude zu erschweren, jedesmal erfolgreich klappt.

Im Schulgebäude, herrscht Ruhe und ich habe Zeit Luft zu holen. Nachdem man sich  in die Anwesenheitsliste eingetragen hat, all die Lehrer begrüßt hat ( in Indien fragt man nicht ' wie geht es dir? ' sondern ' had u breakfast/lunch/dinner )  und sich die täglichen Schulinfos und Neuigkeiten an der großen Tafel durchgelesen hat, geht es wieder raus. Um Punkt neun klingelt eine schrecklich laute und ohrenfeindliche Schulklingel und alle Kinder versammeln sich auf dem Platz und stellen sich, geordnet nach Klassen, in Reihen auf.

Bevor der Unterricht beginnt, singen alle Kinder zusammen die Nationalhymne, es wird stolz auf der Stelle marschiert, die rechte Hand nach vorne ausgestreckt und nachdem man  vier mal hintereinander laut ' India is my country and I'm proud of it ' aufgesagt hat, werden die Fäuste drei mal in die Luft geworfen.  Ich fand dieses morgendliche Ritual am Anfang sehr befremdlich, da ich plötzlich eher streng erzogene Soldaten sah als Kinder, jedoch gewöhnt man sich sehr schnell daran. Oft werden auch Lieder gesungen oder Geschichten mit einer Moral für den Tag erzählt!

Klasse für Klasse geht im Gänsemarsch los, Hände werden kontrolliert und auf geht es in die Klassen.

Meine Klassenlehrerin heißt Uma und ist schon jetzt, wie eine Freundin für mich. Sie hat mir von Anfang an das Gefühl gegeben, froh zu sein mich in ihrer Klasse zu haben. Ich kann sie Alles fragen und über Alles reden. In meiner Klasse sind 24 Schüler, jedoch ist eine vollständige Klasse eher unwahrscheinlich. Viele Kinder fehlen täglich und ich habe nach 3 Wochen in der Schule,immer noch nicht alle Kinder in meiner Klasse kennen gelernt...mir fehlen noch drei.
An meinem ersten Tag in der Klasse, dachte ich mir, dass ich nie in meinem Leben diese indischen Namen aussprechen, geschweige denn überhaupt mir merken könnte. Aber es wird immr besser und die meisten Namen weiß ich schon.

Ich möchte ich euch etwas über meine Kinder erzählen. Jedes Kind hat nicht nur seine eigene Behinderung, mit der es lernt zu leben, sondern jedes Kind hat auch seine eigene Geschichte.

In meinen ersten Tagen, war es sehr schwer Zugang zu den Kindern zu finden. Ich kannte weder Namen noch Fähigekeiten der Kindern. Es hat etwas gedauert, etwas Vertrauen zu gewinnen, zu sehen wer was kann und ich bin noch lange nicht an dem Punkt, an dem ich sagen kann, dass ich jedes Kind kenne. Aber zu sehen, dass die Kinder mir schon jetzt Liebe schenken und meine Hilfe wollen, egal wie anstrengend sie manchmal sind, gibt mir Kraft.
Nachdem mir Uma, die einzelnen Geschichten zu jedem Kind erzählt hat, ist mir einiges klar geworden und ich sehe die Kinder nochmal mit ganz anderen Augen. Gewisse Informationen und Hintergründe zu kennen ist eine große Hilfe, den Kindern noch näher zu kommen und ihr Herz zu gewinnen.

Fardeen ist 8 Jahre alt und mein kleiner indischer Prinz. Ein Junge mit dem schönsten Lachen und Augen, die wie ein unendlich weiter Sternenhimmel funkeln. Fardeen sitzt im Rollstuhl, seine kleinen dünnen Beine halten ihn nicht. Er nennt mich seine Freundin, gibt mir Küsschen und will am liebsten, dass ich nur ihn unterrichte. Er stammt aus einer sehr  armen Familie, die auch seine gesunde Schwester mit ihm in die Schule schicken. Sein Vater ist nie zu Hause, vergnügt sich mit anderen Frauen und seine Mutter ist schwer krank. Er und seine Schwester Aisha sind ein Herz und eine Seele und mein Herz erwärmt sich jedesmal, wenn ich sehe, wie sehr sich Aisha um Fardeen kümmert und beide strahlen, als ob es ihnen nie schlecht ging. Fardeen ist ein kluges Köpfchen und er ist ganz verrückt nach ' storrybooks '. Ich lese mit ihm immer nur ' Das Dschungelbuch ', denn er liebt Mogli. 'Storrybook..Coconut, Sophia Aka...Mogli ' !!! Heute strahlten seine Augen noch mehr als sonst. Er zeigte mir stolz sein neues Glitzermäppchen mit einem Stift,einem Radiergummi und einem Spitzer. Ich war so gerührt.

Abishek ist 7 Jahre alt. Er lebt in einem nah gelegtem Slum, sein Vater ist abgehauen und seine Mutter kümmert sich nicht um ihn. Abishek hat noch 6 jüngere Geschwister um die er sich kümmer muss. Jeden Tag ist er der Letzte der kommt und er wird oft nicht von der Schule abgeholt. Abishek hat nur eine Lernschwäche...sofort ein Grund für seine Mutter ihn weit weg in eine Schule für Kinder mit Behinderung zu schicken. Sein Zähne sind alle abgestorben und gewaschen wird er nicht. Seine Schuhe fallen auseinander, Wunden an seinen Füßen, er hat weder Stift noch Radiergummi. Eine Sache hat er jedoch, ein gutes Herz. Trotz schmerzenden Füßen, ist er immer der Erste der aufspringt um jemandem zu helfen.
Arkan ist gerade 8 Jahre alt geworden. Ein zuckersüßer Junge, den man einfach nur unter die Arme klemmen und mitnehmen möchte. Er ist einer der Kleinsten in der Klasse aber einer der Schnellsten. Seine Füße sind falsch gewachsen und er läuft auf der Oberfläche seiner Füße. Er flitzt durch die Gänge und seine Hand immer in meiner. Seine Eltern jedoch ärgern sich denn Arkan ist abgesehen von seiner Fehlstellung seiner Füße, ein gesundes, freches Bürschchen. Seine Lebensfreude wird ihm jedoch von seinen Eltern ausgetrieben. Ihm wird vermittelt, er sei ein schlechter Junge und seine Geburt stand unter einem schlechten Einfluss eines Gottes. Er fehlt oft....seine Eltern behaupten, er habe keine Bildung verdient. Morgens ist er still und in seinen Augen liegt Traurigkeit. Ich kümmere mich sehr um ihn und merke wie im Laufe des Tages sein Lächeln auf seinen Lippen aufgeht und er fröhlich wird. Nach der Mittagspause strahlt er, lässt meine Hand nicht mehr los und will die ganze Zeit durch die Luft geworfen werden. Sein Lachen, wenn ich ihn durchkitzle ist ein Geschenk für mich und es ist ein unbeschreibliches Gefühl zu sehen, dass ich diesen Jungen zum Lachen bringe. Der Gedanke, dass dieses Lachen verloren geht und erst wieder am nächsten Tag wieder erscheint, bricht mir jedoch das Herz
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Pramilla ist 12 Jahre alt und leidet unter Cerebralparese. Das sind Bewegungsstörungen, deren Ursachen in einer frühkindlichen Hirnstörung liegen. Sie und ein anders Mädchen sitzen im Rollstuhl, können weder schreiben noch lesen. Sie werden morgens abgesetzt im Klassenraum und nach der Schule abgeholt. Mehr weiß man nicht. Jeden Morgen,werden beide Mädchen an die Wand in einen Stehstuhl gehängt und müssen dort 2 Stunden hängen. Laut Arzt, soll dies gut für die Beine sein. Ich möchte mich da nicht einmischen und es kann gut sein, dass die Beine eine Zeit lang gestreckt werden müssen. Jedoch zu sehen, dass sich keiner um die beiden Mädchen kümmert, ist schrecklich. Am Unterricht können sich beide nicht beteiligen. Jeden Schultag sitzen sie im Rollstuhl oder hängen im Stehstuhl und verfolgen das Klassengeschehen. Ich versuche meine Zeit so einzuteilen, dass ich viel mit ihnen mache. Auch wenn ich keine großen Möglichkeiten habe, nehme ich mir gerne eine Stunde Zeit und lese mit ihnen. Ich lese ihnen einen Satz vor und lasse sie diesen wiederholen. Sie lesen sehr gerne Bücher und haben einen großen Spaß daran Wörter nach zu sprechen. Oft wiederholen wir einen Satz 30 Minuten lang aber für sie tue ich das gerne. Ich möchte ihnen das Gefühl von Wörtert und ganzen Sätzen vermitteln. Das Gefühl, Wörter zu sagen, die einen Sinn ergeben und zu einer Geschichte geformt werden.

Farzan ist eine kleine zuckersüße Nervensäge von 8 Jahren und ist der Klassenclown.Er hat Kinderlähmung  und ist verrückt nach Buchstabend, obwohl er nicht wirklich schreiben kann. Er hat keine Eltern mehr...er wurde alleine gelassen, denn auch er galt als Schande für die Familie. ' Teach me, teach me ' schreit er! Er ist einer von 4 Kindern mit denen ich täglich Schreibübungen mache. Im März stehen die großen Prüfungen an, jedoch die Kinder die Probleme mit dem Schreiben haben, werden oft nocht nicht in die nächste Klasse versetzt. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, viel mit Ihnen zu üben, damit sie die Prüfungen einigermaßen gut machen können und somit versetzt werden. Oft ist jedoch die Konzentration der Kinder sehr niedrig und ich kann nur 15 Minuten mit ihnen arbeiten. Jedoch ist jede Minute Aufmerksamkeit, eine gewonnene Minute. Ich freue mich wie ein kleines Kind, wenn Farzan etwas verstanden hat und sein Buchstabe A nicht mehr aussieht, wie ein komisches Wesen.

Abu Khan ist 7 Jahre alt. Ich kann mich nicht unterhalten mit ihm. Er spricht nur Tamil. Er schlägt gerne um sich,haut auch gerne seinen eigenen Kopf auf den Tisch und steckt sich seine Faust so lange in den Mund  bis er sich übergibt. Er hat viele Verbrennungen am Körper. Letzte Woche, kam er mit einer großen Eiterwunde am Arm in die Schule. Die Erklärung meiner Lehrerin ' Seine Mutter bringt ihn gerne mit einem heißen Kochlöffel zur Vernunft '...

Dies sind nur einige Kinder. Dies sind nur einige Geschichten.

Die meisten meiner Kinder werden zu Hause geschlagen und erzählen mir dies in der Schule. Es scheint jedoch vollkommen normal zu sein für sie. Es herrscht so viel Gewalt und Ungerechtigkeit in den Familien der Kinder. Es ist für mich ein Wunder, so viel Freude in den Gesichtern der Kinder zu sehen. Sie leben in ihrer eignene Welt und ich darf für ein Jahr ein Teil dieser Welt sein.
Es macht mich glücklich und es erfüllt mein eigenes Leben, dort in der Schule zu arbeiten, jedoch ist es auch mit einer großen Anstrengung und viel Geduld verbunden. Es ist unglaublich schwer in einer Klasse zu sein mit Kindern, die alle auf verschiedenen Lernebenen sind. Es ist eine echte Herausforderung. Ich kann nur sehr kleine Schritte gehen.

Im Großen und Ganzen besteht meine Aufgabe darin, die Kinder zu unterstützen. Ich lese mit ihnen, schreibe mit ihnen, helfe ihnen bei Aufgaben. Ich nehme mir einzelnen Kinder heraus und übe spezielle Dinge mit ihnen. Ich bin sehr frei und habe kaum Vorgaben. Ist schwerer als gedacht aber langsam weiß man,was man mit welchem Kind machen kann und es macht Spaß.

Meine Aufgabe als Sportlehrerin ist weniger schwer. Ich gehe mit einer Klasse auf den Sportplatz und lasse sie austoben. Bringe ihn verschiedene Ballspiele bei oder wir spielen Fangen oder springen Seil. Ich bemühe mich, so gut es geht die Kinder, die im Rollstuhl sitzen mit ein zu bringen oder ich lasse die anderen Kinde für sich und mache extra Übungen mit den Rollstuhlkindern. Es ist unfassbar, wie ein Kind 15 Minuten Spaß daran hat, einen Ball zu fangen. Wunderbar! Manchmal wünschte ich mir jedoch , dass die Kinder weniger Energie hätten, denn eine Stunde lang um die Wette zu rennen und zu hüpfen ist leicht anstrengend. Aber was tut man nicht alles, für ein Lachen der Kinder.

Eine Sache fällt mir besonders auf. Es wird sehr großen Wert auf Hilfsbereitschaft gelegt. Jedes Kind kennt seine Aufgaben, jeder hilft jedem. Kinder, die laufen können, kümmern sich um die Rollstuhlkinder und Kinder helfen anderen Kindern, die nicht alleine auf die Toilette gehen können. Es ist toll, dies zu sehen!

Mit der schulischen Erziehung und der Art zu unterrichten, bin ich sehr unzufrieden. Die mittelalterliche Art die Kinder zu erziehen, stört mich. Jeden Tag werden den Kindern die Werte Gut und Böse auf eine krasse Art und Weise vermittelt. ' How can you be so bad ' schreit die Lehrerin ein Kind an, wenn dieses nicht still auf seinem Platz sitzt. Oft wird die Frage ' Wollt ihr gute oder schlechte Kinder sein ? ' in die Klasse geworfen um die Kinder wieder zu Vernuft zu bringen.

Arkan ist ein fleißiger Junge und ist mit seiner guten Handschrift oft der erste, der fertig ist mit Schreibübungen. Babu ist sein Sitznachbar, er hat große Probleme seine Finger unter Kontrolle zu haben und somit auch große Probleme, ordentlich zu schreiben. Als Arkan fertig war, zeigte er stolz sein Schreibbuch Uma, meiner Lehrerin. Uma lobte ihn mit folgenden Worten ' Good Boy! Look at Babu, he's is a bad boy but you are a good boy '

Die Kinder wachsen mit Gut und Böse auf. Gelingt den Kindern etwas gut, wird man als guter Junge bezeichnet und sobald ein Kind etwas nicht schafft oder schlecht macht, ist man ein schlechter Junge. Es ist furchtbar. Es ist so schlimm, dass die Kinder sich gegenseitig  schon als böse bezeichnen wenn man sieht, dass ein Mitschüler, mit einer Aufgabe Probleme hat.
Ich lobe meine Kinder, wenn sie mir stolz ihre Aufgaben zeigen, jedoch bin ich strikt dagegen, ein Kind, aus diesem Grund ' good boy ' zu nennen. Ich möchte den Kindern nicht diese harte Ansicht von Gut und Böse vermitteln. Viele mögen anderer Meinung sein, ich unterstütze dies jedoch nicht.

Ein weiteres Beispiel:
Ich saß mit Fardeen und Farzan, aus meiner Klasse, auf dem Schulhof. Wir redeten und alberten rum. Plötzlich kam die Mathelehrerin meiner Klasse und sagte mir, ich solle nicht mit Farzan reden. Ich fragte warum? Ihre Antwort: ' Rede nicht mit ihm, er soll sich auf die Schule konzentrieren. Schau auf seine Hände. Er hat so schöne Hände, aber er hat eine schreckliche Handschrift. Wenn du mit ihm redest, wird er nicht schreiben. Rede nicht mit ihm ' ... dazu muss ich denke ich nicht viel sagen.

Die Kinder werden sehr viel geschlagen. Auch mir wurde schon das Lineal in die Hand gedrückt um die Kinder zu schlagen, aber ich habe auch hier meine feste Einstellung.  Ich versuche mich so gut es geht an die indische Kultur anzupassen, doch ich habe meine persönlichen Grenzen und Werte und stehe selbstbewusst hinter meinem NEIN.

Zur Bestrafung, wird eine Stunde lang in der Ecke gestanden und muss ein Kind in dieser Zeit auf die Toilette, muss es sich in die Hose machen.
' Whaaats wrong with you ' schreit eine Lehrerin, Manoj an. Warum ? Manoj ist gestolpert und mit all den Heften, auf seinem Arm auf den Boden gefallen... Als ob dieser Vorwurf nicht schon reicht, gibt es noch einen saftigen Schlag auf die Hand.
Ich kann diese Art von Züchtigung nicht verstehen. Ich weiß, dass ich nichts ändern kann aber unterstützen werde ich es nie. Ich konzentriere mich auf meine Sachen, auf meine Art und Weise den Kindern Liebe zu schenken, denn das zählt für mich in meinem Jahr.

Apropos Liebe: Ich hatte schon ein Gespräch mit einer Lehrerin. Ich solle den Kindern keine Zuneigung schenken, keinen körperlichen Kontakt suchen und nicht zulassen, dass die Kinder mich umarmen. ' So etwas wird den Kindern hier nicht beigebracht '

Ganz frech gesagt, ist mir egal. Ich akzeptiere wirklich viel und oft bleibt mir nichts anderes übrig, aber ich sehe das Lachen der Kinder, wenn ich mit ihnen spiele und für mich ist ein Lachen unbezahlbar. Natürlich ist meine Aufgabe, den Kindern das lesen und schreiben beizubringen. Ich sehe aber noch viel mehr in meiner Aufgabe. Ich möchte mit den Kindern so umgehen, dass sie ihr Strahlen in den Augen nicht verlieren, sobald sie aus der Schule gehen. Ich möchte eine Freundin sein. Ich möchte Werte vermitteln, die wichtig sind im Leben und ich möchte sie auf einem persönlichen Weg vermitteln. Ich möchte nicht einfach nur ein Vorbild sein. Ich stehe täglich neben den Kindern, gehe mit ihnen, rede, lache, spiele  mit Ihnen und vermittle ihnen, dass ich da bin für sie.

Die Liebe, die ich in mir habe, schenke ich den Kindern. Ich weiß, dass sie dort sicher ist.
Auch wenn ich viele Dinge nicht verstehe und nicht unterstütze, liebe ich mein Arbeitsstelle.
Ich rede viel von dem Lachen der Kinder, ich weiß, aber ich kann es nicht oft genug sagen. Das Lachen begleitet mich jede Sekunde hier und gehört zu den wichtigsten Dinge meiner Arbeit.

Die Kinder sind schon jetzt ein Teil von meinem Leben geworden. Hat das Schreiben  und Zählen an einem Tag mal nicht gut geklappt oder ich habe vergeblich versucht einem Kind die Wochentage beizubringen, hat die Enttäuschung nicht viel  und lange Platz in meinem Kopf. Ich kann immer noch zufrieden in mein Bett fallen, denn ein glückliches Kind ist oft mehr wert als eine Zahl von 1 bis 100.

1 Kommentar:

  1. Ich bewundere dich für deinen Mut und deine Offenheit gegenüber einer völlig fremden Kultur! Lass dich nicht unterkriegen oder zu etwas zwingen, was du nicht möchtest. Bleib du selbst & lern dazu in DEINEM indischen Jahr. Sei das Lachen mit dir & den Kindern! (:

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