Donnerstag, 28. Februar 2013

In der Welt der Teeplantagen von Munnar


Wie kann man es schaffen, in einem Jahr ein Land wie Indien, vollkommen zu erkunden?
Leider unmöglich. Ich kenne kein Land, mit einer solchen Vielfältigkeit wie Indien. Ich lebe und arbeite im südindischen Bundesstaat Karnataka, in dem fast alle Einwohner von Deutschland Platz finden würden. Wie kann ich da ganz Indien entdecken?

Da mein Wissensdurst und mein Hunger nach mehr Indien noch lange nicht gestillt ist, nutze ich jede kleine Gelegenheit, um zu reisen. Unter der Woche bin ich mit ganzem Herzen bei meiner Arbeit und die Wochenenden nehmen mich an die Hand, ziehen mich hinaus in die Welt von Indien.

Am letzte Wochenende, zog es mich nach Munnar. Munnar ist eine Bergstation in den Westghats in Kerala. Die ehemalige Sommerresidenz der einstigen britischen Regierung liegt, umgeben von einem endlosem Teppich aus Teeplantagen, 1600 Meter über dem Meeresspiegel. Munnar ist eines der höchstgelegenen Teeanbaugebieten der Welt und thront auf den Wolken.
Zu Recht wird Munnar, als Königen der Gebirge von Kerala bezeichnet. Zwei Tage befand ich mich in einer Welt, in der Märchen geschrieben werden könnten. Es war, als blätterte ich in einem Bilderbuch. Mit jedem Schritt konnte ich den Tee riechen und mit jedem Schritt durch die Teeplantagen, hatte ich das Gefühl, dass der endlose Garten in dem ich mich befand, nie aufhören würde. Die Teesträucher, die bis zu 100 Jahre lang leben können,  gingen mir bis zum Bauchnabel und mir blieb nichts anderes übrig, als durch die unzähligen kleinen Erntewege zu tanzen.
Tausende Geschichten, die hier entstehen könnten, flogen mir durch den Kopf, konnte mich nicht satt sehen. Man möchte am liebsten Stunden lang auf dem Teeteppich in mitten der malerischen Berglandschaft liegen, hinunter auf die Berge schauen, die ihre Spitzen durch die Wolkendecke strecken und sich von den angenehmen kühlen Windzügen davontragen lassen.

Es war das erste Mal, dass ich mit einem Sleeperbus gefahren bin. Ich war begeistert. Einfach, klein aber unglaublich gemütlich. Wir fuhren 14 Stunden.( in Indien keine große Entfernung )  Wir lagen im Bus und die Schlafgelegenheit war besser als so manch normales Bett in einem Hostel, mit dem einen Unterschied, dass ich alle 5 Minuten in die Luft geworfen oder an die Wand gedrückt wurde. Man kann es mit einem Bett auf hoher See vergleichen aber ich hatte keine Probleme in einen tiefen Schlaf zu fallen.
Geweckt wurde ich durch die ersten Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch die Vorhänge suchten. Mit dem Sonnenaufgang im Rücken, fuhren wir in das Gebirge und eine kurvenreiche Fahrt begann. Sobald die ersten Sonnenstrahlen den Boden küssen, erlischt der Schlaf in Indien. Alle 10 Minuten fuhren wir durch kleine Dörfer, in dem die Einwohner schon fleißig umher liefen. Warm eingepackt in dreckigen und bunten Tüchern. Die ersten Feuer wurden angezündet, Wasser von einem zu anderem Ort getragen, Frauen fingen an das Essen vorzubereiten und verschlafene Kinder saßen an der Feuerstelle, wärmten sich.
Dörfer, so weit entfernt von Allem. Dörfer im Nichts. Dörfer, erfüllt von Frieden und Ruhe.

Der Bus schlängelte sich immer höher und wir tauchten ein, in die Welt der Teeplantagen.
Die Farbe Grün, hat für mich, nach dem Wochenende definitiv eine ganz neue Bedeutung bekommen. Das Grün, der Teebäume, saftig und stark, lag in meinen Augen und die Intensivität der Farbe ermöglichte es, alles um mich herum zu vergessen.
Nach weiteren zwei Stunden Fahrt durch das Gebirge, vielen Atemzügen der klaren Bergluft, großartigen Landschaftsaufnahmen und Elefantenmist am Straßenrand, wohin das Auge reicht, erreichten wir, fernab von Trubel, Hitze und Verkehr, Munnar. Wir erreichten das Städtchen, in dem die beliebten indischen schwarzen und grünen Tees, seit über  130 Jahren, produziert werden, die die Menschen auf der ganzen Welt täglich konsumieren.

Wie wollten keine Zeit verlieren, nahmen das erstbeste Hostelzimmer ( 4 Personen - ein kleines Doppelzimmer ), aßen am Straßenrand unser Frühstück und machten uns auf, in das endlose Grün. Ein Spaziergang, den ich nicht beenden wollte. Die Schönheit der Täler, der beeindruckende Anblick der Teebäume und die klare Luft, die durch meinen Hals strömte, nahm mir jegliche Möglichkeit, zu reden.
Ich war verzaubert.
Wir folgten den Sonnenstrahlen und ruhten uns nach einem 3 stündigem Spaziergang auf massiven Steinen, schwarz wie die Nacht, aus und ließen all die Bilder in unseren Köpfen ordnen und ihren Platz finden. Die Sonne hinterließ schnell einen schönen Sonnenbrand auf meiner Stirn...eincremen wäre nicht schlecht gewesen.
Das wunderbare hier in Indien ist es, dass man überall, wohin man hingeht, Menschen kennenlernt, die einem mit Freundlichkeit nur so überschütten. Inder können unglaublich hilfsbereit und herzlich sein.
Inmitten der Teeplantagen, trafen wir auf einen sehr netten Inder. Ein tüchtiger Geschäftsmann, der von Resort zu Resort fährt, Fotos macht und promotet. Er lud uns sofort ein, ihm zu folgen. Somit wurde uns ermöglicht, ein traumhaft schönes und somit auch sehr teures Resort, in mitten der Teebäume, zu besuchen. Sofort beschlossen wir, wenn wir alt und wohlhabend sind, genau an diesen Ort zurück zu kommen und uns nieder zu lassen.
Mit schmerzenden Füßen und ermüdeten Köpfen machten wir uns auf den Rückweg. Schon wieder, ging ein wunderbarer Tag in Indien zu Ende. Wir suchten uns ein billiges Restaurant ( nicht schwer ) und füllten unsere hungrigen Bäuche mit köstlichem Paratha und einem köstlichem Curry. Lecker!
Wie Steine, fielen wir ins Bett, freudig, mit den Gedanken schon an den nächsten Tag!

Nach einer eiskalten Dusche ( eine heiße Dusche ist schon wirklich etwas Feines, wird mir hier in Indien klar ), einem leckerem Frühstück mit unserem neuem indischen Freund, den wir in den Plantagen trafen, machten wir uns auf zum Teemuseum. Da unser Bus schon am Nachmittag, zurück nach Bangalore startete, hatten wir nicht viel Zeit.
Auf dem Weg, zum Museum wurden wir Zeuge eines Fußballspiels. Etwas sehr Seltenes in Indien. Es war verrückt.Tausende Menschen versammelten sich um das Feld und da es nicht genug Platz gab, verfolgten viele begeisterte Menschen das Spiel, von den Dächern ihrer Autos, Häuser oder saßen hoch oben in den Ästen der Bäume. Wie wir herausfanden, stammt die Tradition der Fußballspiele in Munnar, von den Briten, die früher ihren Tee in Munnar anbauen ließen.

Im Museum erfuhren wir mehr über die Geschichte Munnars und konnten die Verarbeitung der Teeblätter beobachten.
Im Jahr 1778 begann der Teeanbau in Indien, durch die East India Company. Der Teeanbau in Munnar fing 1880 an. Indien ist mit 28% der weltweit größte Teeproduzent, wovon 23% der Produktionsmenge aus Kerala stammen.  Wir erfuhren viel über die vielfältige Zubereitung von Tee und ich trank den besten Chai meines Lebens.
Kein Wunder, dass Tee zu den beliebtesten Getränken der Welt, nach Wasser, gehört. Nehme ich jedenfalls an.

Nach wunderbaren Stunden, neigte sich unser Wochenende dem Ende zu. Unser Bus brachte uns wieder zurück in das laute und dreckige Bangalore, wo wir am Montag um 5 Uhr morgens verschlafen die Straßen der Stadt betraten. Mit müden Augen aber tollen Bildern in unseren Köpfen  machten wir uns auf den Weg nach Hause und dann zur Arbeit.

In China und in Japan glaubt man, dass Tee das " Elixir  für die Unsterblichkeit " ist. Generell, scheint Tee gegen alles zu helfen....Gegen Müdigkeit, hilft es jedoch nicht aber für ein Trip nach Munnar habe ich das sehr gerne in Kauf genommen.
Gerne wäre ich länger, in dieser Welt der Teebäume, geblieben. Ich werde zurück kommen, das steht fest. Bis dahin werde ich den Geruch der Blätter in meiner Nase festhalten und mich sehr glücklich schätzen, ein begeisterter Teetrinker zu sein. Ein weiterer Grund dafür, dass ich hier in Indien am perfekten Ort bin.

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